„Lord, let the world stop for a moment, I want to get off!” (Bob Hope)
Wenn die Grenzen fallen, wird alles einerlei – Vom Verschwinden des Anders-Sein-Könnens (Marianne Gronemeyer)
Mit diesen Worten hat Marianne Gronemeyer (Erziehungswissenschaflerin und Autorin) ihren Vortrag bei der Tagung zu Ivan Illich und Alexander Langer in Montebello eingeleitet. In meiner letzten Aussendung hatte ich dazu eingeladen. Die Intensität dieses Treffens lässt sich schwer in wenigen Zeilen zusammenfassen. Daher belasse ich es bei einigen stichwortartigen Fragmenten und der Einladung zum Vertiefen der Referate (siehe Links).
Ein besonderes „Danke!“ an Franz Tutzer, der diese Tagung mitorganisiert hat; sein Abschlussreferat unter dem Titel „Umdenken entlang von Alexander Langer und Ivan Illich ist unter folgendem Link einsehbar.
http://www.arnoteutsch.org/wp-content/uploads/2021/11/Umdenken_-Tagung-Montebello.pdf
Zurück zu Marianne Gronemeyer.
Anders sein können in einer Welt, die vom Coronismus in eine Uniformität gezwängt worden ist, die in der Geschichte einmalig ist.
Grenzen setzen: Ein Anliegen, das Ivan Illich und Alexander Langer gemeinsam war. Illich hat öfters Bezug genommen auf den Satz des amerikanischen Schauspielers Bob Hope: er fleht Gott an, die Welt doch für einen Augenblick anzuhalten, damit er „aussteigen“ kann.
Gronemeyer zitiert Illich: „(…) Ich will nicht in diese Welt gehören. Ich will mich in ihr als Fremder, als Wanderer, als Außenseiter, als Besucher, als Gefangener fühlen ….“. Illich weiß wohl, dass er IN dieser Welt ist und ihr nicht entgehen kann, zugleich zieht er die Grenze zwischen sich und dieser Welt.
Alexander Langer hat in seinem Motto des „Lentius, profundius, suavius“ dieselben Grenzen gesetzt, wenn er auch als Politiker stärker IN die Maschinerie dieser menschenfeindlichen Entwicklung eingebaut war.
In Gronemeyers Referat wird nicht explizit vom Coronismus gesprochen, trotzdem bietet ihr Vortrag einen Verständnisrahmen zum Ablauf der Handlungs- und Verhaltensmuster in diesen Zeiten.
Gronemeyer: „Wir befinden uns im Übergang in die ´menschenlose Gesellschaft´(…) Wir haben alle Tuchfühlung verloren und begegnen uns kaum irgendwo noch als Du und Du. Wir wenden unsere Tätigkeiten nicht mehr aneinander, sondern an das Funktionieren einer undurchschauten Maschinerie, in die wir als bloße Funktionspartikel eingeklinkt sind und in der wir so agieren müssen, dass es nicht knirscht. (…)“
Ein reibungsloser Ablauf der Maschinerie hat absoluten Vorrang vor den Anliegen der Menschen. Wenn Verhältnisse und Beziehungen entpersönlicht sind, treten Standards an die Stelle von Haltungen. D.h. die persönliche Entscheidung wird mehr und mehr von den Sollsätzen, den Standards, den von „außen“ kommenden Direktiven bestimmt. Und weiter: „Standards haben mit Wünschen, Träumen, Befürchtungen und Nöten von Personen nichts zu tun, sie treten als Systemerfordernisse in Erscheinung oder vielmehr gerade nicht in Erscheinung. Sie sind als stumme Kommandos so allgegenwärtig (…) dass es äußerste gedankliche Mühe braucht, um sie wieder fragwürdig zu finden.“
Dies sind nur einige Kernsätze aus dem für mich sehr anregenden und lesenswerten Vortrag von Marianne Gronemeyer.
Der ganze Text ist nachzulesen unter diesem Link:
http://www.arnoteutsch.org/wp-content/uploads/2021/11/Marianne-Gronemeyer_Montebello.pdf
Diese „stummen Kommandos“, von denen Gronemeyer spricht, erinnern mich an manche Szenen im Film Matrix: Von der Außenwelt betrachtet, scheinen viele Entwicklungen und Verhaltensweisen in der Matrix absurd (Illich spricht in diesem Zusammenhang von einem „Absurdistan“). Doch wer darin festsitzt, nimmt das eigene Fremdbestimmt-Sein nicht mehr wahr: Eingesperrt in einer Art Kokon, unfähig die maschinengelenkte Scheinwelt von der äußeren Welt zu trennen.
Wer bestimmt das Geschehen in der Matrix in Zeiten des Coronismus? Gibt es Regisseure dafür oder entwickelt es sich aus einem totalen Versagen der Marktwirtschaft? Peter Kammerer (Universität Urbino) hat dieses Erklärungsmuster in sein Referat eingebaut und fordert Neubesinnung und Kurswandel:
„Penso che sia necessario fare i conti con il secolo passato e compiere senza paure ideologiche una analisi critica di tutti i tentativi, spesso straordinari, fatti a sottrarre l`attività umana ai dettati della produttività economica, della divisione del lavoro, della condizione di essere eterodiretti, del dominio dei mezzi sui fini; sottrarle alla passività rafforzata da tutti i tipi di droghe, illusioni, e dallo stesso welfare che difendiamo accanitamente.
Negli ultimi anni della sua vita Illich si è dedicato ad una archeologia della civiltà del „homo sapiens“. Le domande cruciali mi pare siano queste: quanti reperti di questa civiltà troviamo nel mondo del homo miserabilis, sepolti sotto la valanga di consumi e forme consolidate di patologie moderne e come usare questi reperti per articolare la necessità più profonda della specie umana: il bisogno dell`altro uomo. E` possibile ancora trarre da questo bisogno l`energia per una rivoluzione dei comportamenti, dei modi di vivere?
Illich insegna che questa strada passa per una critica degli esperti che certificano „i bisogni“, per una analisi dell`etica professionale degli intellettuali, per una riscoperta della necessità e della sofferenza, per l`uso dei valori d`uso e per un uso progressivo e non regressivo del corpo e della mente (…)
Wann und wie die einzelnen Referate und Diskussionsbeiträge zur allgemeinen Verfügung gestellt werden, das ist noch unklar. In einer folgenden Aussendung möchte ich nochmals auf weitere Referate und Anregungen der Montebello-Tagung eingehen.
Mit herzlichen Grüßen
Arno Teutsch
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