„Wann der Krieg beginnt, wissen wir, aber wann beginnt der Vorkrieg?“

pensiero-libero

(Christa Wolf – Kassandra)

Nach meiner Einladung zum Dialog anlässlich des Nationalfeiertages vom 25. April hatte mich der Rai-Journalist Wolfgang Mayr zu einem Gespräch für die Sendung 12 nach 12 eingeladen. Zur Ausstrahlung ist es dann nicht mehr gekommen, Ob lediglich aus RAI-internen Konflikten (https://www.salto.bz/it/article/10052021/die-rache-des-koordinators) oder weil die Inhalte dem Koordinator nicht genehm waren, entgeht meiner Kenntnis. Auch auf Podcast wurden alle Spuren verwischt und das Interview liegt versiegelt im Rai-Archiv.

Wie hat sich die politische und soziale Landschaft durch Corona verändert? Kann sich daraus ein autoritäres gesellschaftliches Kontrollsystem entwickeln? Braucht es Querdenker, um die Demokratie zu verteidigen? Kann sich der in vielen Appellen proklamierte „senso civico“ entwickeln, wenn die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung nicht gekoppelt wird an Meinungsvielfalt und kritischer Vernunft?

Dies waren einige Schwerpunkte der Sendung

Wann beginnt der Vorkrieg?“ Wann und wie breiten sich in der Gesellschaft Einstellungen und Verhaltensmuster aus, die in der Folge zu Krieg und totalitären Systemen führen?

In den letzten Monaten habe ich immer wieder an „Kassandra“ von Christa Wolf gedacht; ein nach wie vor aktuelles Buch, das ausgehend von der Geschichte des Trojanischen Krieges auf die Wurzeln solcher Prozesse eingeht.

Auf die aktuelle Situation im Coronismus bezogen könnte die Antwort auf die Frage lauten: Wenn Angst, Hass, Frustration sich in Hetze umsetzen… dann braucht es nur wenig, um den Boden für totalitäre Regime zu schaffen.

Der „Glaubenskrieg“ um Corona (dazu nochmals der Link zum Beitrag von Sepp Kusstatscher… http://www.arnoteutsch.org/wp-content/uploads/2021/05/Strenggl%C3%A4ubige-und-H%C3%A4retiker-HP.pdf..) dauert nun schon gefühlsmäßig ewig lang. Hetze, Hass, Intoleranz… haben vieles durcheinandergerüttelt. Die Konflikte ziehen sich quer durch Familien, Schulen, politische Parteien, Richterschaft, ganz zu schweigen von den Auseinandersetzungen innerhalb der Wissenschaft und der Mediziner.

Dass es sich um einen „Glaubenskrieg“ handelt, kann kaum geleugnet werden. Den Unterschied macht die mediale Macht aus, mit dem die eine Seite die andere bekämpft.

Hinter diesem Krieg verbirgt sich viel: wirtschaftliche Interessen, unterschiedliche Sichtweisen zu wissenschaftlichen Fragen, zu Lebensstil und Wertehaltung, zu Fragen von Bürgerbeteiligung und Demokratie.

Auf meine letzte Aussendung hat eine Politikerin der Grünen zur Rechtfertigung der getroffenen Maßnahmen geantwortet, dass es letztlich vor allem darum gehe, sich einem „Gemeinschaftssinn“, „einem „senso di appartenenza ad una comunità” unterzuordnen.

Aber die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung sollte immer gekoppelt sein an die Möglichkeit des kritischen Hinterfragens, der Transparenz und der Offenheit.

Eine Demokratie ist – gerade in Krisenzeiten wie diese – ein sehr fragiles Gebilde. „Gemeinschaftssinn“ entwickelt sich, wenn sich die Bürger als „Verwalter“ des Staates betrachten. In totalitären Gesellschaften erhebt der Staat den Anspruch, Verwalter seiner Bürger zu sein. „Ein Staat, der nicht aktiv durch die sorgsame Beteiligung seiner Bürger unterstützt wird – der nicht durch ihre Beteiligung an der Aufrechterhaltung zur Leitung seiner Institutionen wächst – besitzt weder die Mittel noch den Willen für seine Bürger zu sorgen, außer insofern, als sie den Interessen des Staates dienen“ – so Karel Capek, tschechischer Schriftsteller, der sich in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhundert gegen den anwachsenden Totalitarismus engagiert hatte.

Wenn dieser „Gemeinschaftssinn“ nicht hinterfragt werden kann und nur darauf fußt, dass man an etwas glaubt (bzw. glauben muss), dann ist der Schritt zum „credere – obbedire – combattere“ nicht mehr weit.

Mag sein, dass dies überspitzt formuliert ist: Es hat aber in den letzten Monaten viele Situationen gegeben, in denen sich aus diesem Verständnis von „Gemeinschaftssinn“ heraus, Denunziantentum und Gewaltakte ergeben haben. In den sozialen Medien damit begründet, dass man dadurch eine „moralische“ Pflicht zum Wohle der Gemeinschaft erfüllt.

Wenn Menschen, die Zweifel an den getroffenen Maßnahmen äußern oder auf Alternativen in der Behandlung des Corona-Virus hinweisen, mit Berufsverbot bestraft werden, oder in den Medien als „Deppen“ oder als „ungläubige Leugner“ bezeichnet werden, zerstört dies

die Vertrauensbasis, die wesentliches Element für Bürgerbeteiligung ist.

Wie oben erwähnt, hat Corona die gewohnten politischen Landschaften gehörig durchrüttelt. Mich hat überrascht, dass kaum jemand aus dem Bereich der traditionellen „Linken“ die Frage nach den finanzpolitischen Auswirkungen des Coronismus gestellt hat. Während viele Menschen durch die Corona-Maßnahmen in den wirtschaftlichen Ruin getrieben worden sind, haben sich die großen Pharmariesen und deren Aktionäre unverschämt bereichert.

Wer mag, sollte sich im Internet näher mit dem Vermögensverwalter BlackRock beschäftigen. Diese Schattenbank verwaltet ein Vermögen, das weit größer ist als das Bruttoinlandprodukt der Bundesrepublik; besitzt den Großteil der Aktien der Pharmakonzerne Pfizer, Moderna und Astrazeneca. Und, was besonders hervorgehoben werden sollte: Die größten Aktionäre von BlackRock sind in der Reihung: Microsoft, Amazon und Facebook.

Könnte dies eine Erklärung dafür sein, dass Pharmakritische Stimmen auch deshalb aus Facebook gelöscht werden?

Nebenbei bemerkt: BlackRock ist größter Lobbyst im Europaparlament und hat offiziellen Beraterstatuts. Kann dies Auswirkungen auf die politischen Entscheidungen der EU haben?

Es braucht dazu keinerlei Verschwörungstheorien; es fällt in die perverse „Normalität“ kapitalistischer Wirtschafts- und Finanzsysteme. Schafft dies die Voraussetzungen für solidarischen Gemeinschaftssinn in Zeiten der Corona-Krise?

Was mir demokratiepolitisch sehr bedenklich scheint, ist diese Vernetzung wirtschaftlicher Interessen mit einer absoluten Kontrolle der weltweiten Informationsflüsse. Diese geballte Macht ist neu in der Geschichte der Menschheit. Bedenklich ist in diesem Kontext auch der große Einfluss von Microsoft/Gates-Stiftungen auf die WHO und auf viele Schaltstellen des globalen Gesundheitsmanagements.

Überrascht hat mich auch, dass kaum jemand aus dem politisch grünen Lager die Frage nach alternativen Therapiemöglichkeiten gestellt hat. Der Anspruch einer ganzheitlichen Sicht auf Gesundheit und Lebensqualität ist zugunsten einer einseitigen Ausrichtung auf die Produkte der Pharmaindustrie in den Hintergrund getreten.

Obige Zeiten verstehen sich nicht als Kritik an Linke und Grüne; sie beschreiben eine Situation der allgemeinen Desorientierung, die – wenn nicht rechtzeitig reflektiert – zu totalitären Systemen führen kann.

Demokratie ist ein fragiles Gebilde, das sich kontinuierlich in aktiver Bürgerbeteiligung erneuern und beleben muss. Aktive Bürgerbeteiligung ist nur dann möglich, wenn Fragen und freies Denken nicht nur erlaubt, sondern auch gefördert werden.

Daher auch meine Einladung zu einem breiten Dialog, damit Feiertage, wie die des 25. April oder 2. Juni nicht zu einem musealen Relikt verkümmern.

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2 Responses to „Wann der Krieg beginnt, wissen wir, aber wann beginnt der Vorkrieg?“

  1. Marlene Zingerle scrive:

    Danke lieber Arno. Du sprichst mir aus der Seele.

  2. Erwin Demichiel scrive:

    Sehr guter Beitrag. Und Kritik am grünen und linksliberalen Feld darf ruhig sein. Denn all jene, die doch irgendwie einem humanistischen, d.h. doch auch bio-psycho-sozialen Menschenbild verpflichtet sind, schweigen beschämend laut. Es ging und geht nur noch um bio – eine von Viren befallene Biomasse, die isoliert und mittels biotech-verfahren zu behandeln ist.

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