Mahl-Zeit! – Coltiviamo la vita
Im Rahmen der Kampagne „Mahl-Zeit!“ – der Südtiroler Expo zur Ernährungssouveränität – geht es nicht nur um Feed the world, d.h. alle Menschen genügend und gesund zu ernähren, sondern auch um Feed your mind, um die geistige Nahrung. Wenn im Untertitel der Mailänder Expo von Energy for life die Rede ist, sind nicht nur die Kalorien gemeint, es geht dabei auch um die Welt der Gedanken, der Einstellungen, der Kulturen.
Die Nahrungslandschaft ist eng mit der Kulturlandschaft verknüpft. Wie und was angebaut, vermarktet und konsumiert wird, ist Teil unserer Weltsicht und Teil der Bilder und Vorstellungen von uns selbst.
So wird auch der Garten zu einem Bildungsort, in dem es nicht nur um Gemüse und Blumen geht, sondern um Beziehungen, um ein Hegen und Pflegen von uns selbst. Eine zentrale Frage für mich dabei ist: Kann die Beschäftigung mit/im Garten einen individuellen und gesellschaftlichen „Rettungsanker“ bieten, in Zeiten großer wirtschaftlicher, sozialer, politischer und ethischer Turbulenzen? Kann um das Thema „Mahl-Zeit!“ eine tief greifende kulturelle Reflexion angeregt werden, zu dem, was uns in unserem Leben wirklich wichtig ist?
Broschüre zum Welternährungstag 2017
Gehen? Bleiben? – Der sanfte Weg zum Guten Leben Change the future of migration. Invest in food security and rural developement. Dies das Leitmotiv der FAO, Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, zum heurigen Welternährungstag. Migration ist jedoch nicht nur eine Herausforderung im und aus dem Süden der Welt. Gehen? Bleiben? – Die Antwort auf diese, meist
MahlZeit-Kampagne 2017 – News im Monat März
Flashmob (*) zum Internationalen Tag des Wassers am 22. 3. 2017 Anlässlich des Weltwassertages (Informationen dazu in der Anlage – Italiano / Deutsch) veranstaltet die Kampagne „Mahlzeit.coltiviamo la vita.deboriada“* in vier Südtiroler Städten an öffentlichen Brunnen Flashmobs. Mit einem „Prost auf unser Trinkwasser“ und der Einladung an die Passanten Wasser aus den bereitgestellten Bechern zu
MahlZeit-Kampagne 2017 – News im Monat Februar
gestern, Sonntag 12. Februar, habe ich das Saatgutfest in Uttenheim besucht. Zum ersten Mal. Nicht nur Tausende unterschiedlicher Samentüten haben mich überrascht; auch die vielen Hunderte von Menschen, die aus allen Landesteilen zum Fest gekommen sind. Ich hatte mir nicht gedacht, dass es südtirolweit so viele GärtnerInnen und Interessierte zum Thema „Saatgutsouveränität“ und zur Bewahrung
Lesetipps: Robert Harrison „Gärten – Ein Versuch über das Wesen der Menschen“, Hanser Verlag 2010.
Das Kultivieren des Bodens und das Kultivieren des Geistes sind nicht nur ähnliche sondern wesensgleiche Tätigkeiten – dies ist eines der Kernthemen dieses Buches. Auszüge aus dem Vorwort zitiere ich im Anhang. Eine italienischsprachige Rezension von Ornella Ferrari Gigante poste ich auf meiner Webseite im Abschnitt „Laboratory“. Titel der italienischen Ausgabe: „Giardini – Riflessioni sulla condizione umana“.
Im Buch von Harrison wird auch ausführlich das Thema der Sorge vertieft. Sorge nicht in der Wortbedeutung von „besorgt sein“, sondern in der Bedeutung des verantwortungsbewussten „Sorge –tragens“(SelbstverSORGung, SORGfalt…). Gestalten bzw. kreatives Schaffen sind dabei ebenso wichtig wie die Verantwortung für sich und die Mitwelt. Bedeutungsvoll ist dabei für mich auch die von Martin Heidegger bearbeitete Fabel von der Göttin Cura (Sorge), die ich ebenfalls dem Schreiben beilege.
- Gärten – Ein Versuch über das Wesen der Menschen
(Auszüge aus dem Vorwort des Buches von Robert Harrison)
„Das Elend hinderte mich zu glauben, dass alles unter der Sonne und in der Geschichte gut sei; die Sonne lehrte mich, dass die Geschichte nicht alles ist“ (Albert Camus)
„(…) Für Camus war es die Sonne, aber in der abendländischen Kultur war es meist der Garten, sei es der reale oder der imaginäre, welcher Zuflucht vor der Hektik und dem Tumult der Geschichte gewährt hat. Wie die Leser dieses Buches herausfinden werden, können solche Gärten in so weiter Ferne liegen wie Gilgameschs Garten der Götter oder die griechischen Inseln der Seligen oder Dantes Garten Eden auf dem Gipfel des Läuterungsberges; oder sie können sich in den Randzonen der irdischen Stadt befinden wie die Akademie Platons oder die Gartenschule Epikurs oder die Villen von Boccacios Dekameron; sie können sich sogar mitten in der Stadt auftun wie der Jardin du Luxenbourg in Paris oder die Villa Borghese in Rom oder die Obdachlosengärten in New York. Doch auf die eine oder andere Weise stehen Gärten schon allein von ihrem Begriff und von ihrem durch Menschen geschaffenen Ambiente her als eine Art Zufluchtsort, wenn nicht gar als eine Art Himmel da.
Allerdings beziehen menschliche Gärten, sosehr ihre Welt in sich abgeschlossen sein mag, regelmäßig Stellung in der Geschichte, und sei es auch nur als Gegenkraft gegen deren verderbliche Tendenzen. Wenn Voltaire seinen Candide mit der berühmten Erklärung „il faut cultiver notre jardin“ beschließt, dann muss man den betreffenden Garten vor dem Hintergrund der Kriege, der Pest und der Naturkatastrophen sehen, die der Roman schildert. Die Betonung des Kultivieren ist wesentlich. Eben weil wir in die Geschichte geworfen sind, müssen wir unseren Garten bestellen. In einem unsterblichen Eden bedarf es keines Kultivierens, denn dort ist alles von vornherein spontan gegeben. (…) Ohne Gärten wäre die Geschichte eine Wüste. Ein von der Geschichte losgelöster Garten wäre überflüssig. (…)Dort, wo die Geschichte ihre zerstörerischen und vernichtenden Kräfte entfesselt, müssen wir, wenn wir uns unsere geistige Gesundheit bewahren wollen, von unsrer Menschlichkeit ganz zu schweigen, gegen sie und ihren zum Trotz arbeiten. Wir müssen heilende und erlösende Kräfte ausfindig machen und es ihnen gestatten, in uns zu wachsen. Das ist gemeint, wenn es heißt, wir müssten unseren Garten bestellen. Das Possessivpronomen, das Voltaire verwendet – notre- verweist auf die Welt, die wir miteinander teilen. Dies ist die Welt der Pluralität, die durch die Macht des menschlichen Handelns Gestalten annimmt. Notre jardin ist nie ein Garten bloß privater Interessen, in den man aus der Wirklichkeit entflieht; er ist ein Stück Land auf der Erde, im Ich oder im sozialen Kollektiv, auf dem die kulturellen, ethischen und bürgerlichen Tugenden kultiviert werden, welche die Wirklichkeit vor ihren eigenen schlimmsten Antrieben bewahren. Diese Tugenden sind immer unsere. (…)
- Die Fabel von Cura (Sorge)
nach einer Überlieferung des Hyginus. Zitiert in Heidegger „Sein und Zeit“
„Als einst die Sorge über einen Fluss ging, sah sie tonhaltiges Erdreich: sinnend nahm sie davon ein Stück und begann es zu formen. Während sie bei sich darüber nachdenkt, was sie geschaffen, tritt Jupiter hinzu. Ihn bittet die Sorge, dass er dem geformten Stück Ton Geist verleihe. Das gewährt ihr Jupiter gern. Als sie aber dem Gebilde nun ihren Namen beilegen wollte, verbot das Jupiter und verlangte, dass ihm sein Name gegeben werden müsse. Während über den Namen die Sorge und Jupiter stritten, erhob sich auch die Erde (Tellus) und begehrte, dass dem Gebilde ihr Name beigelegt werde, da sie ja doch ihm ein Stück ihres Leibes dargeboten habe. Die Streitenden nahmen Saturn zum Richter. Und ihnen erteilte Saturn folgende anscheinend gerechte Entscheidung: „Du, Jupiter, weil du den Geist gegeben hast, sollst bei seinem Tode den Geist, du, Erde, weil du den Körper geschenkt hast, sollst den Körper empfangen. Weil aber die Sorge dieses Wesen zuerst gebildet, so möge, so lange es lebt, die Sorge es besitzen. Weil aber über den Namen Streit besteht, so möge es „homo“ heißen, da es aus „humus“ (Erde) gemacht ist.
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