To my generation
Ein offener Brief an meine grüne Vergangenheit
Dieses Schreiben richte ich an meine Freunde und Weggefährten, mit denen ich in den letzten Jahrzehnten für eine nachhaltige Entwicklung, für eine grenzüberschreitende Integration von Umwelt- und Entwicklungsbestrebungen, kurz gesagt für eine „grüne Politik“ gekämpft habe.
Der Sommer 1992 wird im allgemeinen als Beginn der globalen Umweltpolitik betrachtet. Zwar gab es auch vorher schon eine Reihe internationaler Konferenzen, doch beim „Erdgipfel“ in Rio de Janeiro trafen sich 1992 erstmals neben den Vertretern der Regierungen rund 20.000 Menschen aus allen Kontinenten: Vertreter von Umweltorganisationen, Gewerkschaften, religiösen / spirituellen Gruppen. Eine große und bunte Gemeinschaft, verbunden in der Idee, eine radikale Wende in der Umweltpolitik einzuleiten, Brücken zu bauen für eine lebenswerte und zukunftsfähige Entwicklung.
Für mich persönlich war die Teilnahme am „Erdgipfel“ ein besonders starkes Erlebnis; in der Folge hatte ich mit Freunden den Verein „Ecolnet“ gegründet und auch die UN-Folgekonferenzen vor der Jahrtausendwende mit vorbereitet und begleitet.
Dieses Schreiben beginnt mit einem Rückblick auf die Weltkonferenz in Rio, weil dort die Weichen für eine globale Kooperation gestellt worden sind, gleichzeitig aber auch ein Prozess begonnen hat, der uns heute in ein autoritäres-faschistoides Korsett zu bringen droht.
Rio hat viele, auch heute noch immer höchst aktuelle, Themen in den Mittelpunkt der Weltaufmerksamkeit gebracht und der Leitspruch des „gemeinsamen Handelns auf unserem gemeinsamen Planeten Erde“ ist immer noch wichtig und richtig, weil viele Herausforderungen nicht nur auf lokaler Ebene angegangen werden können.
Die zentrale Frage dabei ist und war: Wer führt die Regie in diesem Prozess? Baut dieser Wandel in Richtung Nachhaltigkeit auf demokratische Grundwerte und Mitbestimmung? Oder auf technokratische Entscheidungen, die von oben herab den Menschen aufgezwängt werden?
Nach der Rio-Weltkonferenz wurde immer deutlicher, dass unter dem Deckmantel der verschiedenen „globalen Krisen“ eine autoritäre Politik betrieben wird, die Menschen und Völker entmündigt und unter die Kontrolle von Machenschaften bringt, die außerhalb demokratischer Kontrollen stehen.
Die Leitsprüche der internationalen Organisationen klingen edel; die UNO und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprechen von „One Health“, ein einheitliches Entwicklungsmodell für Gesundheit, Ernährung und soziale/wirtschaftliche Entwicklung.
Natürlich klingt dies gut und auch einleuchtend, wenn die UNO in ihren Zielen für nachhaltige Entwicklung von der Notwendigkeit schreibt, „die globale Governance für heutige und künftige Generationen“ zu stärken. Doch wer führt die Regie dabei? Entsteht diese „Governance“ in einem Prozess der demokratischen Bürgerbeteiligung oder aus einem Diktat der großen Konzerne? Von Big-Pharma, Big-Techno, Big-Rüstungskonzernen und so weiter?
Das wohl schlimmste Beispiel dafür bietet die Weltgesundheitsorganisation WHO, eine Organisation, die zu 80 % von der Pharmaindustrie finanziert wird. Derzeit wird ein neues Regelwerk zu den internationalen Gesundheitsvorschriften ausgearbeitet. Der vorgeschlagene neue Pandemievertrag sieht u.a. vor, dass der Generaldirektor der WHO einseitig einen internationalen Gesundheitsnotstand ausrufen kann und dass die von der WHO festgelegten Maßnahmen für die Mitgliedsstaaten rechtlich bindend und verpflichtet sein sollen.
Höchst problematisch ist dabei der Einheitsanspruch, der in Zwangsvorschriften mündet und ausschließlich auf Pharma-Medikamente setzt, obwohl Gesundheit immer individuell ist. Außerdem ist eine transparente Beteiligungsmöglichkeit der Öffentlichkeit nicht vorgesehen. Der im vorhergehenden Statut vorgesehene Hinweis auf die Menschenrechte ist nicht mehr vorgesehen. Ist dies nicht letztlich ein Angriff auf Demokratie und Grundrechte?
Auch die EU spricht von einer „Global Health Strategy: Better Health for All in a Changing World”; doch letztlich folgt das Gesundheitsprogramm den Geschäftsinteressen der Pharmalobby.
Die Politik der EU-Kommission braucht hier wohl nicht im Detail erwähnt zu werden: Einerseits fördert sich – wo immer es nur geht – die Geschäftsinteressen von Big-Pharma und den Agrochemiekonzernen, andrerseits verhindert sie die Ernährungssouveränität der kleinen Landwirte, die beispielsweise ihr Saatgut nicht mehr selber anbauen und vermarkten können.
Unter dem Deckmantel des „Klimaschutzes“ werden Maßnahmen ergriffen, die letztlich den Menschen aufgezwängt werden sollen, auch wenn häufig eine klare wissenschaftliche Basis für die einzelnen Maßnahmen fehlt. Etwa zum synthetischen Rindfleisch oder zum Verzehr von Insektenfutter als „Klimaretter“.
Tatsache ist, dass unter dem Deckmantel der „globalen Governance“ autoritäre und faschistoide Maßnahmen beschlossen werden, deren Bedeutung von vielen Menschen (noch) nicht erkannt wird, weil sie die Absichten der „Regisseure“ dahinter nicht sehen.
Wie im Faschismus gibt es eine immer stärker werdende Verbindung zwischen den Großkonzernen und öffentlichen Einrichtungen. Eine enge Verflechtung von Konzernmacht mit Staatsmacht, die sich durch alle internationale Einrichtungen zieht und selbst formal souveränen Staaten nur geringe Spielräume für alternative Entscheidungen gibt.
Ein Zusammenspiel von Finanzmacht (Big Money), einem übermächtigem Kontrollsystem (Big Data) verbunden mit einer für mich noch etwas nebulösen Vision einer transhumanen Gesellschaftsordnung, mit dem Ziel weniger Menschen auf unserem Planeten zu haben und in allen Lebensbereichen kontrollierbar.
In diesem Kontext werden die politischen Forderungen nach „One Health“ oder „Globale Governance“ zu Wegbereitern eines Totalitarismus, einer Totalkontrolle des Menschen im Namen von Gesundheit, Umwelt, Sicherheit. Den Begriff des Totalitarismus hat Giovanni Amendola, selbst Opfer des Faschismus, vor hundert Jahren (1923) geprägt: Eine politische Herrschaft mit einem uneingeschränkten Verfügungsanspruch über die Beherrschten, auch über die öffentlich-gesellschaftliche Sphäre hinaus in den persönlichen Bereich, mit dem Ziel einer umfassenden Durchsetzung ihres Wertesystems.
Bedeutet „Globale Governance“, dass die Politik bestimmt, was die Menschen essen und wie sie sich bewegen dürfen? Welche Botschaften über Internet geteilt werden können und welche nicht? Wie sie über ihre Bankkontos verfügen? Zur Zeit – so glaube ich – ist vieles in diesem Prozess noch im Nebulösen und kann daher noch beeinflusst bzw. gestoppt werden.
Deshalb möchte mein Schreiben auch ein Appell sein, an all jene Menschen, die sich in Südtirol für mehr Demokratie engagieren.
Es genügt nicht, sich in unserem Lande um die Ausweitung demokratischer Mitentscheidungsrechte zu bemühen und gleichzeitig die Augen zu verschließen, vor dem was auf globaler Ebene geschieht. Die Maschen des Käfigs, in denen uns diese internationalen Intrigen und Machenschaften zwängen, werden immer enger. Wenn wir dem autoritären Treiben der EU-Kommission, der WHO und anderer internationaler Einrichtungen nicht entgegenarbeiten, darüber informieren, Transparenz einfordern und gleichzeitig die Basis unserer Autonomie erweitern, wird es immer schwieriger werden, frei über unser Leben und unsere Gesundheit entscheiden zu können.
Für ein „Wehret den Anfängen!“ ist es zu spät, denn wir zappeln schon lange im Netz. Dennoch möchte ich diesen Aufruf mit den hoffnungsvollen Worten des Dichtes Hölderlin schließen: „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch!“
Auf Kommentare, weiterführende Gedanken und Vorschläge zum „Was tun?“ freue ich mich!
…ich ehre und hochachte dich mehr denn je…
Mit innigstem Danke und fester Umarmung, dein Fan Johannes aus Mals
Du sprichst mir aus dem Herzen, ich teile deine Überlegungen voll und ganz. Ich finde es wichtig, dass diese Gedanken in eine breitere Öffentlichkeit kommen. Ich hoffe, du hast deinen Text auch an diverse Medien weitergeleitet.
Luis, Lana
Lieber Arno,
großen Dank für deine klaren Worte, deine Gedanken sind auch meine Gedanken. Wohltuend bei aller Befürchtung ist unter anderm, dass dein Schreiben argumentativ gehalten ist, keinen Hass schürt oder Schuld zuweist, aber deutlich auf Gefahren hinweist. Faschismus hat tausend Gesichter, lauert hinter jeder Ecke und ist manchmal schwer zu erkennen. Hölderlin wird viel zitiert, er drückt tiefe Weisheiten aus und gibt Hoffnung. In einem anderen Hölderlin-Gedicht (Hyperions Schicksalslied) heißt es allerdings auch – im Vergleich Mensch/Götter: “Doch uns ist gegeben, auf keiner Stätte zu ruhn, es schwinden, es fallen die leidenden Menschen blindlings von einer Stunde zur andern, wie Wasser von Klippe zu Klippe geworfen, Jahr lang ins Ungewisse hinab.”
Vielleicht eine Warnung/Hoffnung, nicht in Hoffnungslosigkeit und Lethargie zu fallen.
Mit Dank und besten Grüßen, Oswald
P.S. Wir haben uns vor vielen Jahren bei einem “Experiment” kennen gelernt.
servus Arno, servus Sepp,
mein Kommentar entspricht der überzeugten Meinungsfreiheit,
ist somit an alle Mitmenschen gerichtet;
die Feststellung, daß sich viele.. zu viele Mitmenschen
in unserem Umfeld desinteressiert~demotiviert geben
gegenüber dem Engagement für ein aufrichtigeres humanes Miteinander
ist schon ein Dämpfer – besonders bezogen auf jüngere Generationen,
die noch das meiste Lebenspensum vor sich haben –
aber aus opportuner Bequemlichkeit heraus kaum.. zuwenig Einsatz zeigen
um künftige prekäre Lebensumstände nachhaltig verändern zu wollen..
dies sollte nicht unserer 75 + Generation überlassen bleiben..
noch einen feinen Sunnta haint
mit Grüßen aus Oberplars
Jörg Bauer
(…)Ja, Sie haben Recht, wir sind alle ermüdet und auch wir versuchen – wie die “Nicht-Erwachten” – uns etwas abzulenken und uns auf anderes zu konzentrieren, weil alles, was auf uns hereinprasselt, sonst nicht ertragbar wäre. Gleichzeitig fühlt man sich ohnmächtig, weil man das Gefühl hat, dass nichts weitergeht. Die Menschen um einen herum, wollen nichts mehr hören. Für sie ist das Thema Corona abgeschlossen, sie verdrängen es. Sich mit etwas auseinanderzusetzen, dass sich im Nachhinein als “falsch” herausgestellt, scheint für die menschliche Psyche nicht ganz einfach zu sein.
Ich weiß nicht, ob es langfristig ein Wohl oder Übel ist, dass die Menschen um einem herum Themen wie den Krieg oder diese CO2 – Hysterie einfach nicht (mehr) interessieren. Kann durch Desinteresse diese aufgeblasene “globale Krise” demontiert werden? Oder ist es das Gegenteil: wird eben genau durch dieses Desinteresse unserer Mitmenschen die “neue Weltordnung” still und heimlich durchgesetzt und wir wachen in einer dystopischen Welt auf, in der das Individuum nichts mehr zählt?
E. P.
(…)Du findest die richtigen Worte meiner Gedanken in dieser von Krisen gebeutelten Zeit.
Danke für deinen offenen Brief den es dringend braucht. Wie kam es, dass die Grünen sich so weit von ihrer „Heimat“ entfernt haben?
Die gute und entscheidende Frage lautet WAS TUN?
Norbert L.
(…)unendlich dankbar, dass es Menschen wie dich/euch gibt möchte ich dir – passend zu deinem letzten Schreiben – auch diese Stellungnahme übermitteln. Wahrscheinlich kennst du sie aber schon. Ja, wir wären viele und wir wären einig und wenn wir uns zumindest EU-weit ALLE zusammenschließen würden müsste doch eine Änderung möglich sein. So viele wunderbare Menschen – wie du – setzen sich täglich dafür ein …. ich wünschte mir einen EU-Gipfel all dieser Teutschs, Gansers, Haditschs, Köppels und wie sie noch heißen mögen. Ballt eure Kräfte – wie es auch die Politiker tun – und tretet gemeinsam auf. In großer Wertschätzung und Dankbarkeit für deinen Einsatz. Mit lieben Grüßen aus Salzburg
Konny Schönegger
P.S. Schaut euch bitte das folgende Video an https://youtube.com/watch?v=PaV5xu3v4Ms&feature=share9
lieber Arno, lieber Sepp.
ich danke euch für euer Engagement – auch ich sehe mit Sorge diese faschistoide Entwicklung … schwarz-weiß denken, Angst davor haben, eine Meinung zu haben und diese auch zu benennen, Fragen stellen zu dürfen, sich wundern zu dürfen … die Angst ins Geschwurbeleck gestellt zu werden lässt viele Menschen verstummen und das ist ungeheuerlich!
Sonja Seppi
Ein großes Dankeschön für diesen offenen Brief, der mir in allen Punkten aus dem Herzen spricht. Was können wir tun? Wir müssen auf allen uns zugänglichen Ebenen auf diese Verhältnisse aufmerksam machen, auch wenn es mühsam ist und man sich der ständigen Ächtung aussetzt.
Lieber Arno, Brixen, 31. 8. 2023
die Antwort auf Deinen Offenen Brief von Ende Juli kommt von meiner Seite nach einem Monat allzu spät, wofür ich um Nachsicht bitte. Auch antworte ich nicht als Vertreter der Grünen, die als politische Formation ihren eigenen Weg gehen. Der offiziellen Politik stehe ich seit fünf Jahren fern, was den Vorzug von Distanz und weitgehender Autonomie bietet. Du und ich kennen uns kaum und verfügen über einen unterschiedlichen Hintergrund. Das bedeutet nicht, dass mich Deine Überzeugungen wenig interessieren oder berühren, obwohl ich mich keineswegs als Primäradressaten betrachte. Weiterlesen unter dem Link: http://www.arnoteutsch.org/wp-content/uploads/2023/09/To-my-generation-Antwortschreiben-von-Hans-Heiss.pdf